Geschichte

des Wilheringer Stiftsparks


Im Westen des Wilheringer Klosters bestanden seit jeher Küchengarten und Park, einerseits zur Versorgung, andererseits zur Erholung der Mönche. Um 1750 wurde zwischen den beiden Bereichen eine Rosskastanienallee ↗(1980, nach notwendigem Radikalschnitt) mit ca. 30 Bäumen gepflanzt, die lange Zeit zu den prachtvollsten Österreichs zählte.

1671 gab Abt Malachias Braunmüller durch den Bau des barocken Pavillons dem Stiftspark ein markantes Zentrum, das dem Prälaten zum Empfang von Gästen und für kleine Feste diente. Im Inneren befinden sich in den vier Ecken acht weibliche Skulpturen, deren Meister unbekannt ist. Ursprünglich war an der Südseite eine Neptunsgrotte angeschlossen, die bei der Umgestaltung 1833 entfernt und im nahen Hang neu angelegt wurde. Im Pavillon standen etliche Möbelstücke rund um eine Brunnenschale im Zentrum. Das lange Zeit im Schönbrunnergelb erstrahlende Gebäude - später mit Doppeladler am Pyramidendach versehen - erhielt bei der Renovierung um 1980 den typischen Wilheringer Altrosa-Farbton.

Unterhalb des Pavillons existierte bis 1994 ein kleines Gartenhaus, das von Gärtnerfamilien, Gartenmitarbeiterinnen und Gartenmitarbeitern bewohnt wurde.

Vor der Umgestaltung des Stiftsparks unter Abt Johann Baptist Schober im Jahr 1833 durch böhmische Teichgräber war die Parkfläche in kleine rechtwinkelige Beete ↗(Norbert Forstner, Stiftsgebäude mit Küchengarten und Prälatengarten, 1833). Danach entstand die heutige geschwungene Linienführung der Wege und die Bepflanzung mit dem heutigen Baumbestand, nur die uralte Eibe (aus dem 12. Jh.) und der Tulpenbaum (aus napoleonischer Zeit) standen bereits. Seit den 1930er Jahren bezauberte der nun der Öffentlichkeit zugängliche Stiftspark – insbesondere durch legendäre Dahlienrabatte des Obergärtners Alois Winkler – seine Besucher.

Eine erste Beschilderung der Bäume und Sträucher auf Porzellantafeln wurde 1912 für die Schüler des Stiftsgymnasiums angefertigt, die mittlerweile verloren gegangen ist.
Von den vier Brunnen des Parks – Neptunsbrunnen, Tritonsbrunnen, Delphinbrunnen ↗(2018) und Springbrunnen – stehen heute noch zwei in Betrieb. Nahe bei den mächtigen Platanen verbirgt sich, unter Gesträuch versteckt, die verwahrloste, ehemalige Neptunsgrotte.

Von 1840 bis in die 1950er Jahre war im Park eine sogenannte Camera Obscura ↗(Camera obscura nahe der Allee um 1935) (dunkle Kammer) vorhanden: eine vertikal dreiteilige Ständerkonstruktion, mit Brettern und Holzrinden ummantelt. Mithilfe eines Spiegels ↗(Funktionsprinzip einer Camera Obscura aus: McAllister, optic projection, New York, 1914) an dessen Spitze wurde das Bild des Parks in das Innere auf eine weiße Tischplatte geworfen. So konnte man unbemerkt das Geschehen im Park beobachten, solange die Vegetation noch niedrig war.

An der nordwestlichen Parkgrenze befindet sich das Palmenhaus, ein Gebäude in klassizistischer Biedermeierarchitektur.

Der Park, der schon vieles erlebt hat, wird gerne als Hintergrundmotiv für Fotos für Hochzeitspaare oder Firmlinge angenommen. Auch die Unterrichtstunden, die in der warmen Jahreszeit im Parkgelände abgehalten werden, erfreuen sich bei den Schülerinnen und Schülern des Stiftsgymnasiums größter Beliebtheit. Im Schuljahr 2018/19 begann ein kleines Schülerteam erneut eine Beschilderung der Bäume zu erstellen, welche im Herbst 2019 fix installiert werden konnte. Diese soll auch für Unterrichtszwecke dienen und den Besuchern des Wilheringer Stiftsparks aufschlussreiche Informationen zu den beeindruckenden Bäumen bieten. Zusätzlich zu den Auskünften auf den Tafeln kann man über QR-Codes zu den weiterführenden Informationen auf dieser Homepage gelangen.

Der Park ist frei zugänglich und kann von Besuchern jederzeit durchwandert werden.